Korfu Reisebericht: Mit dem Roller nach Troumpeta, Makrades, Lakones, Doukades
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Der Bericht ist zwar schon älteren Datums, aber die Infos haben noch ihre Berechtigung. Preisangaben, Öffnungszeiten o.ä. können sich natürlich geändert haben.
Von Alexander Dietrich
Eine meiner Lieblingstouren mit dem Roller möchte ich hier einmal vorstellen.
Ein paar Anmerkungen vorweg: wer die Insel erkunden möchte, muß natürlich mobil sein. Ich bevorzuge stets einen Roller mit 125 ccm für Touren mit 2 Personen.Wer allein unterwegs ist kommt meist auch mit 80 ccm klar.Nicht gleich beim erstbesten das Fahrzeug mieten, sondern ruhig mal im Ort von Verleiher zu Verleiher schauen. Roller mit 125 ccm haben je nach Hersteller eine Reichweite von ca 120 - 150 km (2 Personen und bergige Strecke).
Die Straßenverhältnisse sind für uns - sagen wir mal - etwas gewöhnungsbedürftig. Schlaglöcher sind Standard, nach einem Regenguß verwandeln halbreife Oliven die Fahrbahn in eine gigantische Rutschbahn. Hinter jeder Kurve kann das Abenteuer schlechthin lauern: eine Bäuerin auf einem Esel, ein griechischer Bus, dessen Fahrer garantiert ein großer Schumacherfan ist oder einfach nur ein fahrender Händler der seine Plastikschüsseln, Melonen oder Teppiche gerade einer kleinen Kundschaft am Straßenrand anbietet.
Die Polizei drückt bei vielen Vergehen (so lange nichts passiert) alle Augen zu. Ob man nun nach ein paar Bierchen oder ohne Helm fährt soll jeder für sich selbst entscheiden. In den letzten 2-3 Jahren hat man auf Korfu verkehrstechnisch aufgerüstet. Es gibt die ersten Ampeln und es werden Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt (hauptsächlich auf der Strecke Gouvia nach Kerkira). Meinen Hotelier hat das Nichtbeachten des Rotlichts 200 Euro gekostet, - den aktuellen Kurs den ein Tourist zahlen darf kenne ich nicht! Und bei diesem Vergehen drücken die Herren die Augen nicht zu!
Noch ein Tip zum Tanken: mir passiert es immer wieder,daß der Tankwart sofort nach dem ersten Entriegeln der Zapfpistole selbige in der Säule einhängt und den Preis nennt. Dann aber ist der Roller noch lange nicht vollgetankt! Ist doch nicht so schlimm mag jetzt der eine oder andere denken, - wer einmal mit dem Roller in einer etwas einsameren Gegend unterwegs war und beim Blick auf die Tankuhr nervös wurde, kann nachvollziehen wie wichtig jeder Tropfen Sprit sein kann. Also nach dem ersten Klicken der Zapfpistole den Sprit nachgluckern lassen und - siehe da - es passt noch ein Liter rein. Das bedeutet bei der "Größe" des Tanks u.U. ein paar km weniger "Roller schieben".
Doch nun zu der Tour:
Da jeder von einem anderen Ort (Unterkunft) startet, zähle ich mal die Kernorte auf die zum "Hauptbestandteil" der Tour gehören:Troumpeta, Makrades, Lakones, Doukades.
Wer sich von Norden her Troumpeta nähert wird einige Steigungen in Kauf nehmen müssen - Toumpeta an sich besteht lediglich aus 5 Häusern, nimmt aber verkehrsstrategisch eine besondere Position ein:der Ort verbindet den eher bergigen Norden mit dem meist flachen Süden der Insel. In einigen Karten wird auch nur vom Troumpetapass gesprochen. Von Norden aus kommend muß man in Troumpeta sofort nach rechts abbiegen - auf keinen Fall nach Süden den Berg wieder runterfahren. Nun geht es in Serpentinen wieder bergauf. Hier bieten sich nach wenigen Metern bereits tolle Ausblicke. Also ruhig mal rechts anhalten und das Panorama genießen. Weiter geht es entlang eines Weinanbaugebietes, daß natürlich nicht mit der Größe eines Weinberges an der Mosel oder sonstwo in Deutschland mithalten kann, aber wer mal das Endprodukt genau dieser Weinreben probieren will, kommt während dieser Tour noch auf seine Kosten. In einer Senke befindet sich ein Dorf, daß erst seit ein paar Jahren existiert,dann geht es wieder leicht bergauf. Achtung! In diesem Gebiet stehen häufig mit Schrotgewehren bewaffnete Griechen die die Vögel von den Weinreben abknallen. Das finde ich zwar selbst auch nicht so toll, verkneife mir aber angesichts der Tatsache das in unserem Land es mit dem Tierschutz auch nicht zum Besten bestellt ist jeglichen Kommentar gegenüber den Schützen.
Es folgt ein weiteres Dorf in dem man Wein, Mandeln und ähnliches kaufen kann. Ich empfehle noch nicht zuzuschlagen.
Wenn man dann wieder bergab fährt beginnt ein kleines Abenteuer: dieses Abenteuer nennt sich Makrades. Makrades liegt nun mal nicht an der Küste und verdient sich trotzdem mit dem Tourismus eine kleine goldene Nase. Dieser Ort besteht aus 3 Souvenierläden und 2 Restaurants nebst einigen Wohnhäusern. Die Tagestouristen werden dort immer aus dem Bus geworfen um irgendwelche Spezialitäten zu kaufen. Man kann dort ruhig mal reinschauen, sollte aber bedenken daß hier alles etwa 10 - 20 Prozent teurer ist (bei einigen Artikeln zB. Sandalen sogar 50 Prozent). Am Ortseingang sollte man stets bremsbereit sein. Jeweils das erste Haus auf der linken und rechten Seite beherbergt Weinhändler die unvermittelt auf die Straße springen und dem scheinbar völlig orientierungslosen Touristen die Karte von Korfu unter die Nase halten. Das ganze läuft dann ungefähr so ab:
Grieche: English?
Tourist: Nein, Deutsch
Grieche: Ah,Deutsch - sehr gut!(akzentfrei!) nun zeigt der Grieche auf seine Karte und beginnt mit seiner Nummer.
Grieche: hier ist Makrades, dort geht es nach Paleokastritsa und dort nach Kerkira!
Tourist: Ah ja, danke schön
Grieche:Ich habe schönen Wein
Tourist: Danke, muß noch fahren
Grieche: ich habe guten Honig
Tourist: Danke bin Diabetiker
Grieche:Endaxi
So gestalten sich meist die Gespräche.Einige kaufen die Produkte,andere nicht. Meine erste Erfahrung mit diesen Leuten lässt mich heute schmunzeln. Ich kaufte eine Flasche, nahm sie mit um sie abends auf meinem Balkon zu trinken und stellte fest das ich erstklassigen Essig erworben hatte. Mittlerweile kann man probieren, aber das bedeutet nicht daß man das Getränk auch in der gekauften Flasche vorfindet. Auch hier mein Tipp - noch nicht kaufen!
Im "Ortskern" von Makrades geht es rechts ab nach Angelokastro. Eine alte Festung , die z.Zt. mit EU -Mitteln verschlimmbessert wird. Der etwa 10 minütige Fußmarsch wird aber bei guten Wetter durch eine sehr gute Aussicht belohnt.
Weiter geht es Richtung Lakones,vorher allerdings kommt einer der Aussichtspunkte von dem man wirklich wunderbar auf die Buchten von Paleokastritsa herabsehen kann. Also anhalten und genießen! Dienstags und Mittwochs ist allerdings mit vielen Bussen zu rechnen. In Lakones scheint die Welt stehen geblieben zu sein. Das erste Haus rechts beherbergt einen Olivenholzladen. Der Holzschnitzer war sogar im deutschen Fernsehen zu sehen. Er liefert gute Arbeit ab, das ganze kostet aber auch. Lakones selbst ist einen Erkundungsspaziergang wert. Eine wirklich gute Taverne ist dort das "o Boulis" mit einer ideenreichen Speisekarte und zivilisierten Preisen.
Nachdem man Lakones verlassen hat,sieht man in einer Linkskurve auf der rechten Seite ein einzelnes Haus. Hier verdient sich "George" im Sommer seine Brötchen mit Honig, Gewürzen, Schnickschnack und Wein.Und genau hier kaufe ich meinen Wein! Er bietet je 2 Sorten Rot und Weißwein (trocken und lieblich).Es darf alles probiert werden und bis heute war der Inhalt der gekauften Ware identisch mit dem Probierten. Viele Weinkenner schauen etwas verächtlich auf die griechischen Weine,wichtiger ist aber doch wohl ob einem der Wein schmeckt oder nicht! Für ca. 3 Euro je Flasche erhält man aber nach meiner Meinung ein durchaus leckeres Produkt. George baut diesen Wein selbst an und verweist stolz auf die Fotos in seinem Geschäft die ihn beim Treten der Weintrauben zeigen. Wichtig! Diese Weinflaschen haben einen Haken: Sie müssen unbedingt stehend transportiert werden, da der Korken nur unzureichend vor Auslaufen schützt. Nicht alle Gewürze die angeboten werden,stammen von der Insel.Wer nachfragt erhält aber eine ehrliche Antwort über die Herkunft.Seine getrockneten Tomaten und auch die kleinen Pfefferschoten bereichern noch viele Wochen nach einem Urlaub die heimische Küche.
Weiter geht es bis man an eine Abzweigung gelangt. Nach rechts führt die Straße nach Paleokastritsa. Der Ort ist nicht jedermans Sache: von oben sieht alles traumhaft aus, das kann sich ändern wenn man erstmal da ist. Einen Abstecher empfehle ich trotzdem für diejenigen die mit einem Boot zu einer Badebucht gebracht werden wollen (Abholung ein paar Stunden später) oder aber das Kloster mit einem kleine Museum besichtigen wollen.
Nach links führt die Straße nach Kerkira. Hier fährt man weiter bis zur Abzweigung nach Doukades (links). Dieses Dorf ist eines meiner Lieblingsorte. Am Dorfplatz befinden sich 2 Restaurants. Rechts ein etwas runtergekommendes Lokal, links ein gepflegtes Restaurant. Auch für Doukades gilt: ruhig das Dorf mal zu Fuß erkunden.
Dieses waren die "Kernorte" meiner Rollertour, je nach Lust und Zeit kann nun der Heimweg angetreten werden oder aber man erkundet auf eigene Faust weitere interessante Orte. Touren frei nach dem Motto : " mal sehen wo wir heute landen" sind nach meiner Erfahrung sowieso die lustigsten. Aber immer mit einem Auge auf die Tankuhr achten!
Alexander Dietrich