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Weitwandern auf dem Corfu Trail

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Es handelt sich hier um einen älteren Bericht. Viele Informationen sind dennoch wertvoll. Aktuelles zum Corfu Trail findet sich auch auf der Website http://www.corfu-trail.com/de/korfu-trail.html

Von Wolfgang Dettling

Bemerkung: Dieser Bericht erschien zum ersten Mal im Magazin "Wege und Ziele",herausgegeben vom Netzwerk Weitwandern e.V., Ausgabe 18  vom Dezember 2005. Hier eine leicht veränderte Fassung. Wie mir einige Wanderer berichteten, sind die Markierungen verbessert. Es gab allerdings auch sehr kritische Rückmeldungen zum Weg. Unsere Erfahrungen beruhen auf dem Stand von 2005, der Wegverlauf ist inzwischen etwas verändert worden.
                                                                                                                                                   
Nachdem wir im Jahre 1989 den Norden der Insel Korfu mit Zelt und Rucksack erwandert und – mit dem damals gerade erschienenen Sunflower-Führer „Korfu“ und Gesprächen mit Einheimischen - viele alte Wege alleine „entdeckt“ hatten, gingen wir im Frühjahr 2005 mit gespanntem Vergnügen auf den markierten Corfu Trail - mit großem Gepäck und Zelt. Unser Ziel war, den ganzen Weg (mit 250 km angegeben, wir vermuten mehr) vom Süden der Insel (den wir auch noch nicht kannten) bis zur Nordspitze durchgehend zu wandern. Im Gepäck eben ein Zelt, um unabhängig zu sein, die herrlichen Olivenhaine auszunützen, von denen wir wussten, dass sie sich zum Zelten hervorragend eignen und um auch so flexibel zu sein, die wunderschönen Abendstunden noch wandernd zu genießen. Die Pfingstferien hatten wir gewählt, weil wir wissen, um diese Zeit sind südliche Inseln am schönsten. Das hat sich bewahrheitet.
           
Um es vorweg zu sagen: Der Corfu Trail ist ein unglaublich schöner Weitwanderweg. Er orientiert sich überwiegend an alten Wegen und immer wieder auch an den von uns so geliebten alten „monopatia“ oder „kaldirimia“, also den alten Kopfsteinpflasterpfaden, die früher die Verbindungswege zwischen den Dörfern waren und heute noch gelegentlich von Jägern begangen werden. Diese Wege, überwiegend (!) im Schatten und in Wäldern gelegen, haben wir mit großem Respekt vor den Wegemeistern vergangener Jahrzehnte genossen. Anzumerken bleibt allerdings, dass einige dieser Wege sehr verwachsen, teilweise schwer zu finden, häufig unübersichtlich weil schlecht markiert und mit großem Gepäck mühsam zu gehen waren. So ist z.B. der Weg zum Agii-Deka-Berg mit großem Gepäck sehr mühsam zu gehen, scheint aber von oben her freigelegt zu werden. Ebenso nicht einfach zu finden ist der alte Pfad nach Alt-Perithia, da der stark wachsende Farn und die häufigen „Alternativen“ durch das Weide-Vieh den Wegverlauf zum Teil undeutlich machen. Eine Hilfe – wie übrigens häufiger – war uns hier die Beschreibung im gerade in der vierten Auflage erschienenen „Sunflower-Führer“ von Noel Rochford, der auch immer wieder auf den Corfu Trail eingeht. Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten: Die Beschreibungen des „Sunflower“ gelten den von Noel Rochford vorgeschlagenen Routen und es ist immer wieder genau zu beachten, wo der Corfu Trail verläuft und wo er von den von Rochford beschriebenen Wegen abweicht. Das hatten wir gleich am ersten Tag festzustellen, als wir am Strand unterhalb des Klosters Arkoudillas der Sunflower-Beschreibung folgten, zum Dorf Paleochori kamen und merken mussten, dass der Corfu Trail schon vorher am Strand zum Dorf Spartera abbiegt. Solche „Abweichungen“ haben uns aber andererseits immer wieder anregende und schöne Begegnungen mit Einheimischen beschert, die Griechisch-Kenntnisse waren Gewinn bringend und öffneten Türen und Herzen.
           
Am Anfang folgt der Corfu Trail der Westküste. Das mag motivierend klingend, ist auch recht interessant, aber die Küstenwege durch Sand und Dünen sind mit großem Weitwanderer-Gepäck nicht mühelos zu gehen. Gut, wenn man nahe am Wasser gehen kann, wo der Sand fest ist und einen guten Schritt ermöglicht. Nicht ganz einfach zu finden scheint uns der Weg durch die Dünen an der Korissia-Lagune zu sein. Die Richtung ist zwar klar, aber der Wegverlauf nicht. Dies mag für „Anfänger“ solcher Insel-Wege etwas verunsichernd wirken. Mangels klarer Markierung ist danach auch nicht klar, wo der Weg nach Paramonas weiterverläuft – Intuition und Absprache, ggf. Nachfragen bei Einheimischen, können und müssen helfen.
           
Großartig, wenn auch nicht ganz mühelos nach einem schon langen Wandertag, empfanden wir den Weg zum Berg Pantokrator. Unser Ziel war, bei der alten und verfallenen Taxiarchen-Kapelle zu übernachten. Also: Noch eine Flasche Hauswein in Spartilas in den Rucksack und los! Das Gelände bei der Kapelle eignet sich aber zum Zelten schlecht (ein alter Dreschplatz in der Nähe wäre eine Alternative) – also noch weiter zum Pantokrator. Bei unserer Tour 1989 hatten wir das Glück, oben im Kloster noch einen Mönch anzutreffen, bei dem wir verköstigt wurden und übernachten konnten. Das war uns heuer nicht vergönnt – das Kloster war verschlossen, gerade wohl nicht bewohnt, die inzwischen errichtete Bar oben am Berg (als „Archondariki“ wie bei Athosklöstern „getarnt“) leider auch geschlossen, aber der Aufstieg bei Sonnenuntergang war für alles entschädigend, die (kühle) Übernachtung im Zelt vor den Klosterpforten stilvoll, der Wein Schlaf bringend und der Sonnenaufgang am anderen Tag einfach klasse. Der Weiterweg vom Pantokrator gehört zum – wie wir finden – einzigen Wegabschnitt, der von der Wegbeschaffenheit her nicht besonders positiv erwähnenswert scheint. Ein langer Kehrenweg – Geröll, Schotter, Sonne ......... Herrlich aber später der Kaminaki-Strand und alle weiteren Buchten der nördlichen Ostküste, traumhaft schön, weil herrliche Ausblicke auf Albanien gewährend, der Weiterweg wieder Richtung Pantokrator, ein echtes Kafeneion in Porta (auf dem Weg dorthin lieber die Straße benutzen, da der Weg verwachsen ist) und eine schöne („wilde“) Zeltmöglichkeit beim Sportplatz.
           
Zusammenfassend stellen wir fest, dass der Corfu Trail insgesamt ein erfüllend zu gehender Weitwanderweg ist. Es ist, wie wir finden, aber ein insgesamt anstrengender (viele Höhenmeter) und auch teilweise (für „Anfänger“ solcher Wege) schwieriger Weg, da die gelbe Markierung zuweilen äußerst dürftig, zum Teil überwuchert und aufgrund der Sonneneinstrahlung häufig verblichen ist. Die Markierungsschilder sind zuweilen überwachsen und fehlen gerade in den Ortschaften, wo sie vonnöten wären, meist völlig. Hier gilt dann: Ausprobieren, Anwohner fragen, Intuition walten lassen ....... und sich zuweilen auch ärgern.
           
Wer sich also von diesen – wie sagte uns jemand: „eben korfiotischen“ –Unabwägbarkeiten nicht demotivieren lässt, wer keine Angst vor den jeden Tag einem häufig begegnenden Schlangen hat und wer einen Weg mit herrlichem (mehrheitlich im Schatten durch Wälder und Olivenhainen führenden) Verlauf mit zuweilen atemberaubenden Aussichten durch eine blühende, duftende, ruhige und einsame Landschaft sucht, wer sich auch nicht davon abschrecken lässt, z.B. einen Weg an einem Swimming-Pool eines Hotels vorbei mit anschließendem Erklettern einer Mauer zu gehen, wer Lust an wildem, aber völlig unkompliziertem und traumhafte Möglichkeiten bietendem Zelten hat, für den ist der Corfu Trail „Arbeit und Vergnügen“ – ein echtes Erlebnis. Den ganzen Corfu-Trail alleine zu gehen, davon raten wir ab. Wir haben täglich die Erfahrung gemacht, dass die sparsamen Markierungen immer wieder 4 Augen, verschiedene Routenüberlegungen und eine geteilte bzw. verdoppelte Aufmerksamkeit nötig machten. Der Corfu Trail ist kein Weg, wo man gedankenverloren zuschreiten kann. Wer das will, wer ganz sicher gelben Markierungen folgen will, der muss den Camino de Santiago gehen..........................
           
Das Buch zum Trail ist derzeit angeblich immer noch vergriffen – vielleicht könnte es einige Unklarheiten beseitigen. Wir suchten das Aperghi-Reisebüro in Korfu-Stadt und einige Buchläden auf, wurden aber weder bezüglich des Buches noch bezüglich genauerem Kartenmaterial fündig.
           
Über Nachfragen, weiteren Infos, Erfahrungen anderer auf dem Corfu-Trail freuen wir uns nach wie vor. Gerne geben wir natürlich auch weitere Auskünfte. Immer wieder wird angefragt, wie die Übernachtungsmöglichkeiten am Weg seien. Das scheint, wie Rückmeldungen ergaben, kein größeres Problem zu sein, wir hatten aber das Zelt dabei und unser erstes Zimmer (ohneVoranmeldung) in Paläokastritsa gemietet.
           
Meldet euch also einfach bei WolfgangDettling, Wolfgang.Dettling(at)web.de. Wir freuen uns auch über Rückmeldungen und neue Veränderungen des Weges!
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